Pressemitteilung
Schmalz (ÖDP): Sanierung des Munitionsdepots Langquaid / Schierling wird zeitaufwendig und teuer
Ergebnisse der Landtagsanfrage von MdL Dr. Magerl veröffentlicht / Langquaid sieht seinen vorsichtigen Weg bestätigt
Am 07.09.2011 hatte Langquaids Umweltreferent und -ausschussvorsitzender, Kreisrat Peter-Michael Schmalz (ÖDP), den Vorsitzenden des Landtags-Umweltausschusses, MdL Dr. Christian Magerl, zu einem Ortstermin in das unter Altlastenverdacht stehende ehemalige 176 Hektar große Munitionsdepot Langquaid/Schierling (Muna) eingeladen. Ziel der Initiative des ÖDP-Kreischefs war es, vom Landtag Unterstützung für sein Ziel einer gründlichen Erfassung der Altlasten in der Muna, einer ungeschönten Darstellung der Ergebnisse in der Öffentlichkeit sowie für die nachhaltige Sanierung des Geländes zu erhalten.
MdL Dr. Magerl hatte sich daraufhin an die Bayer. Staatsregierung mit einem Fragenkatalog gewandt. Die erhaltenen Antworten stellte MdL Dr. Magerl nun bei einem gemeinsamen Ortstermin mit Peter-Michael Schmalz am 10.01.2012 in Langquaid vor. Zu diesem Ortstermin brachte Langquaids Umweltreferent noch die topaktuellen Entwicklungen der letzten Tage mit.
Aus der Antwort des Umweltministeriums geht hervor, dass in der Muna Giftgasgranaten bzw. bomben mit Phosgen, Lost und Tabun gelagert wurden. Der größte Teil dieser extrem gefährlichen Kampfmittel wurde zwar abtransportiert und anschließend in der Ost- und Nordsee versenkt bzw. in die USA transportiert, jedoch wurde tonnenweise Giftgasmunition auch in der Muna delaboriert und Reststoffe vergraben. 1945 gab es einen Bombenangriff auf das Munitionsdepot, bei dem Giftgasmunition beschädigt wurde. Bei dem Angriff 1945 entstanden 12 größere Bombenkrater und ca. 50 kleinere. Nur 3 Bombenkrater konnten bis heute nachträglich genau lokalisiert werden. Es wird vermutet, dass die Bombenkrater später auch mit bedenklichem Material verfüllt wurden.
Peter-Michael Schmalz: „Nach derzeitigem Untersuchungsstand, und wir befinden uns erst in der Phase der orientierenden Untersuchungen, konnte erst ein Teil der vermuteten „Hot Spots“, also der Punkte mit den wahrscheinlich höchsten Belastungen durch Rüstungsaltlasten, gefunden werden. Auch ist die Suche sehr schwierig, was folgendes Beispiel zeigt. 2007 untersuchte eine Firma eine Örtlichkeit, an der sie eine ehemalige Delaborierungsstelle vermutete, fand aber nichts. 2011 wurde durch eine andere Firma an gleicher Stelle gesucht und man fand Hochbrisantes. Im Rahmen der Schürfungen wurde im Boden ein bombenähnlicher Gegenstand detektiert und ein Gaswarngerät zeigte „Vorsicht Blutgift“ an. Die Arbeiten wurden gestoppt, das Areal wieder verfüllt. Über das weitere Vorgehen beraten jetzt die Fachbehörden“
Schmalz weiter: „Aber auch „gewöhnliche Altlasten“ erfordern möglicher Weise einen sehr hohen Kostenaufwand. So geht es aktuell um eine hoch mit Kohlenwasserstoffen belastete Fläche westlich der ehemaligen Tankstelle. Es muss noch näher untersucht werden, ob eine ca. 3.000 qm große Fläche bis in eine Tiefe von 6 Metern ausgehoben und entsorgt werden muss. Bei Entsorgungskosten pro Tonne hoch belastetem Material von ca. € 100 bis € 200 könnten alleine für diesen Teilbereich Kosten von einigen hunderttausend Euro entstehen.
MdL Dr Magerl: „Gerade weil man bei der Muna erst am Anfang der Untersuchungen steht und vertiefende oder gar flächendeckende Untersuchungen noch gar nicht stattgefunden hat, kann zum derzeitigen Zeitpunkt keine seriöse Aussage darüber getroffen werden, ob Entsorgungskosten im Millionenbereich ausgeschlossen werden können. Auch könne zum jetzigen Zeitpunkt keine belastbare Aussage darüber getroffen werden, ob und gegebenenfalls welche Nutzung überhaupt auf dem Gelände zukünftig möglich sein werde.“
Bezüglich der Ergebnisse der Grundwasseruntersuchung vom November 2011, hier wurden an 9 Messpunkten an der Außengrenze des Muna-Areals Untersuchungen vorgenommen, schloss sich MdL Dr. Magerl den Ausführungen der Gutachter an, die darauf hinweisen, dass es sich bis jetzt nur um Voruntersuchungen gehandelt habe und weitere Untersuchungen nötig seien. Von besonderer Bedeutung, so MdL Dr. Magerl, sei jedoch der Hinweis der Gutachter, dass wegen der im Grundwasser gefundenen sprengstofftypischen Verbindungen darauf geschlossen werden kann, dass sich auf dem Gelände bereichsweise Reste von nicht gezündetem Sprengstoff in unbekanntem Ausmaß befinden. Dies bedeute laut Gutachter, dass bei Nutzungsänderungen sowie bei Baumaßnahmen entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden müssen.
Vor dem Hintergrund der im Raum stehenden und zum Teil schon bestätigten brisanten Altlasten in der Muna, bilanzierte Umweltreferent Schmalz, sei bereits jetzt klar geworden, dass der Weg des Marktes Langquaid, erst die tatsächliche Gefahrenlage in der Muna, die Kosten und den Zeitrahmen einer Sanierung zu klären und darauf aufbauend zu ermitteln, ob überhaupt und gegebenenfalls auf welche Art und Weise und in welchem Ausmaß eine zivile Folgenutzung möglich ist, der richtige Weg sei. Der bereits vor einem Jahr von Schierling gewünschte Verkauf des Geländes an einen bestimmten Investor mit bereits festgelegtem Konzept hätte zwar theoretisch erfolgen können, es wäre jedoch kein Konzept in der Praxis umsetzbar gewesen. An diesem Faktum können auch die laufend öffentlich in Medien und Versammlungen geäußerten polemischen Vorwürfe der Schierlinger Spitze an die Langquaider Adresse, man sei ein Bremser und Schierling ein Macher, nichts ändern.
Einen Weg, wie das angespannte Verhältnis zwischen Schierling und Langquaid in Sachen Muna wieder entspannt werden könnte, zeigte Peter-Michael Schmalz gegen Ende des Treffens mit MdL Magerl auf. So wurden kürzlich Gespräche mit der Hochschule Weihenstephan geführt und dabei geprüft, ob die Hochschule im Rahmen eines bayernweiten Modellprojektes „Sanierung und Umwandlung eines Munitionsdepots in eine zivile Nutzungsform“ als neutraler Moderator und Projektentwickler für die Gemeinden Schierling und Langquaid tätig werden kann. In einer an den Ortstermin anschließenden Telefonkonferenz von Peter-Michael Schmalz, MdL Dr. Magerl und dem Vizepräsidenten der Hochschule Weihenstephan, Prof. Dr. Peisl, erklärte der Vizepräsident, die ausdrückliche Bereitschaft der Hochschule als Moderator und Projektentwickler tätig zu werden. Falls sich Schierling und Langquaid hierüber verständigen könnten, dann würde die Hochschule an das Wissenschaftsministerium in Sachen Modellprojekt incl. möglicher staatliche Förderung herantreten.
V.i.S.d.P. Peter-Michael Schmalz