Pressemitteilung
Sanierung und Neubau von Gebäuden des Landkreises Kelheim; hier: Durchführung der Arbeiten nach einem ganzheitlichen ökologischen und gesundheitlichen Ansatz; Hinzuziehung eines Baubiologen bei den o. g. Baumaßnahmen des Landkreises
Antrag von ÖDP-Kreisrat Peter-Michael Schmalz im Kelheimer Kreistag
Hiermit stellte ich folgende
Anträge:
1.Der Landkreis zieht bei Sanierung, Erweiterung und Neubau von Gebäuden einen Baubiologen beratend hinzu.
2.Die Landkreisverwaltung unterbreitet hierfür dem Kreisausschuss jeweils geeignete Personalvorschläge (ähnlich wie bei der Beauftragung eines Architekten).
3.Die Vorschläge des Baubiologen für die jeweiligen Bauvorhaben werden dem Kreisausschuss zur Beschlussfassung vorgelegt
Anmerkungen und Begründung:
1. Dieser Antrag ändert bzw. ersetzt meine Anträge vom 03.06.09 und 13.07.09 zur Durchführung von Baumaßnahmen des Landkreises nach einem ganzheitlichen ökologischen und gesundheitlichen Ansatz.
2. In der letzten (mehr als 5 Stunden) dauernden Kreisausschusssitzung hat der Kreisausschuss mit sehr großer Mehrheit meine Anträge aus zeitlichen Gründen zurück gestellt. Dies entsprach auch meinem Wunsch, da die gegenständliche Thematik sehr umfangreich und diffizil ist. Da abzusehen ist, dass auch die nächste Kreisausschusssitzung am 21.09.09 sehr lange dauern wird, habe ich in Absprache mit den Fraktionssprechern von CSU (Gural) und SPD (Reiche) meinen Antrag formal stark komprimiert und auf die Grundidee der Hinzuziehung eines Baubiologen konzentriert.
3. Seit meiner Mitgliedschaft im Kreistag Kelheim im Jahr 1996 habe ich eine ganze Reihe von Anträgen für ein ökologisch ausgerichtetes und gesundheitsbewusstes Handeln des Landkreises in seinem Wirkungskreis gestellt. Einen Teil meiner Anträge konnte ich trotz oft harten Gegenwinds durchsetzen (PVC-Vermeidung, Photovoltaiknutzung auf allen geeigneten Dächern der Landkreisliegenschaften, verstärkte Nutzung von regenerativen Energiequellen für die Wärmeversorgung von Landkreisliegenschaften, Festlegung eines verbindlichen Klimaschutzzieles (Einsparung von 40% CO2 als Leitparameter bis zum Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 1990; jährliche Dokumentation des Grades der Zielerreichung). Mit dem gegenständlichen Antrag unternehme ich den Versuch, vom Einzelmaßnahmenansatz auf einen grundsätzlichen ganzheitlichen ökologischen und gesundheitlichen Ansatz bei der Sanierung und Herstellung von Landkreisliegenschaften umzustellen.
4. Seit 2002 hat sich der Markt Langquaid auf meinen Antrag hin die Beachtung eines ganzheitlichen ökologischen und gesundheitlichen Ansatzes bei allen Hoch- und Tiefbaumaßnahmen zum Ziel gesetzt. Er setzt dieses unter Beachtung der sich ständig fortentwickelnden technischen und wissenschaftlichen Standards so konsequent wie möglich um. Um dieses Ziel umzusetzen. prüfe ich seit 2002 ehrenamtlich für den Markt Langquaid bei allen Hoch- und Tiefbaumaßnahmen des Marktes Langquaid sämtliche Ausschreibungen auf die bestmögliche Berücksichtigung baubiologischer und bauökologischer Gesichtspunkte. Der grundlegende Denkansatz meines Engagements hierbei ist, dass nach Möglichkeit nur solche Produkte verwendet werden, bei denen möglichst wenig „Chemie“ zum Einsatz kommt und möglichst wenig Energie für den Einsatz benötigt wird. Dass dies im Vergleich zu den heute weit verbreiteten konventionellen Produkten nicht ohne einen gewissen preislichen Mehraufwand geht, ist bekannt. Dabei darf jedoch nie außer Acht gelassen werden, dass vordergründige finanzielle Einsparungen beim Kauf von billigeren konventionellen Produkten (nur örtlicher betriebswirtschaftlicher Aspekt) häufig zu Lasten gesamtgesellschaftlicher Aspekte (Klimaschutz, Kosten im Gesundheitssystem) gehen. Per Saldo ist es häufig so, dass finanzielle Vorteile im Kleinen, volkswirtschaftliche Nachteile im Großen haben (Klimaschäden, höhere Kosten im Gesundheitssystem usw.). Ganz zu schweigen von den direkten gesundheitlichen Nachteilen von Verbrauchern bzw. den ethischen Aspekten bei Entscheidungen unter dem primären Aspekt des vordergründig billigsten Anschaffungspreises.
In der Anlage ist ein Auszug der Sitzung der Ausschusses für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzes (UNV) des Marktes Langquaid beigefügt, aus der ersichtlich ist, auf welche Art und Weise der Markt Langquaid auf die Verwirklichung seines sich gesetzten Zieles hin arbeitet.
5. Der Bürgermeister des Marktes Langquaid, Herbert Blascheck, und ich selbst in meiner Funktion als UNV-Referent des Marktes Langquaid, laden mit diesem Schreiben gemeinsam den Kreisausschuss des Landkreises Kelheim (und soweit gewünscht auch einzelne Kreisräte) ein, sich vor Ort in Langquaid ein Bild von der Umsetzung eines ganzheitlichen ökologischen und gesundheitlichen Ansatzes zu machen.
Peter-Michael Schmalz
Kreisrat
ÖDP-Sprecher im Kreistag Kelheim
Referent und Ausschussvorsitzender für den Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz des Marktes Langquaid
Anlage: 1 Protokollauszug der UNV-Sitzung des Marktes Langquaid vom 25.06.09
N I E D E R S C H R I F T
(Auszug)
über die Sitzung des Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzausschusses am Donnerstag, den 25. Juni 2009 um 17.30 Uhr im Rathaus, in Langquaid im Sitzungssaal
Alle Mitglieder des Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutzausschusses sind ordnungsgemäß geladen.
T a g e s o r d n u n g
Öffentliche Sitzung:
1. Bekanntgabe der Gewinner des Baumriesenwettbewerbes 2008 (Eiche)
2. Berücksichtigung bauökologischer und baubiologischer Gesichtspunkte bei Hoch- und Tiefbaumaßnahmen des Marktes Langquaid
3. Zuschussrichtlinien des Marktes Langquaid für ökologisches Bauen
4. Zuschuss an den Landesbund für Vogelschutz für Naturschutzmaßnahmen
5. Anfragen und Informationen
Der Vorsitzende stellt die ordnungsgemäße Ladung fest.
Beschlussfähigkeit nach Art. 47 Abs. 2 GO ist gegeben.
4. Gegenstand: Berücksichtigung bauökologischer und baubiologischer Gesichtspunkte bei Hoch- und Tiefbaumaßnahmen des Marktes Langquaid
Vortrag UNV-Referent und Vorsitzender Peter-Michael Schmalz
Vorsitzender Peter-Michael Schmalz gibt insbesondere den neuen Ausschussmitgliedern einen kurzen Überblick über Beginn, Art und Weise der gezielten Berücksichtigung baubiologischer und bauökologischer Gesichtspunkte bei den Baumaßnahmen der Marktes Langquaid.
2002 bestellte das MGR-Plenum Peter-Michael Schmalz zum Referenten für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz, sowie zum Vorsitzenden des gleichnamigen beschließenden Fachausschusses. Nach Übernahme dieser Ämter erarbeitete der UNV-Referent für den Markt Langquaid ein verbindliches ökologisches Leitbild. Dieses wurde 2002 einstimmig vom MGR-Plenum beschlossen und bildet seither die Rahmen-Grundlage für die gezielte Berücksichtigung baubiologischer und bauökologischer Gesichtspunkte bei allen Baumaßnahmen der Marktes Langquaid.
Im Einzelnen werden vom Vorsitzenden die seit 2002 durchgeführten Hochbaumaßnahmen Ganztagsbetreuung Volksschule Langquaid, Erweiterung der Schulturnhalle, Erweiterung Kindergarten Rappelkiste, Dorfgemeinschaftshaus Adlhausen, Marktplatz 25 und die Sanierung Alte Volksschule, sowie die Tiefbaumaßnahmen Baugebiet Pfaffenlehen Erweiterung Nordost und Gewerbegebietserweiterung Handwerkerhof mit den dabei berücksichtigten Belangen der Bauökologie und Baubiologie erläutert.
Anschließend legt Vorsitzender Schmalz das grundsätzliche Ablaufschema zur Berücksichtigung bauökologischer und baubiologischer Belange bei Hoch- und Tiefbaumaßnahmen dar:
1. Auftragsvergabe für eine Baumaßnahme an einen Architekten / Planungsbüro durch das MGR-Plenum
2. Grundlegende Besprechung von Bürgermeister und UNV-Referent mit dem jeweiligen Architekten (seit 2002 3 verschiedene Architekten) oder beauftragten Planungsbüro über den Verfahrensablauf zur Berücksichtigung baubiologischer und bauökologischer Gesichtspunkte.
3. Ausführliche Fachgespräche des UNV-Referenten mit Architekt bzw. Fachbüro über Stoffauswahl, –anwendungen und –kosten. Diese Fachgespräche sind oft sehr zeit- und diskussionsintensiv, da viele Architekten und Planungsbüros in der Regel noch „konventionell“ bauen und erst an die sehr diffizile und breit gefächerte Thematik des ganzheitlichen Ansatzes von Baubiologie und Bauökologie heran geführt werden müssen.
4. Anfertigung des Entwurfs der Ausschreibungsunterlagen durch Architekt bzw. Planungsbüro.
5. Detailprüfung aller Ausschreibungsunterlagenentwürfe durch den UNV-Referenten
6. Einholung von Stellungnahmen von Fachfirmen und Fachbehörden
7. Klärung von Zweifelsfragen im Freigabegespräch zwischen Bürgermeister, UNV-Referent und Architekt / Planungsbüro
8. Ausschreibung und Vergabe durch den Marktgemeinderat
9. Fachbesprechungen zwischen allen beauftragten Firmen und dem UNV-Referenten vor Beginn der Auftragserfüllung und je nach Bedarf während der Bauphase.
10. Fertigstellung des Bauvorhabens und Schlussbesprechung mit fachlichem Erfahrungsaustausch (Nutzen von Erfahrungen für das nächste Bauvorhaben, Überprüfung der Einhaltung des prognostizierten Kostenrahmens).
Als Beispiele für bisher in verschiedenen Variationen umgesetzte bauökologische und baubiologische Maßnahmen des Marktes Langquaid bei dessen eigenen Bauvorhaben nannte Vorsitzender Schmalz:
- PVC-Verzicht bei Hochbaumaßnahmen bei den Gewerken Elektro, Heizung, Sanitär, Türen, Fenster und Böden
- PVC-Verzicht bei Baugebietserschließungen (Abwasser, Trinkwasser)
- Elektromagnetisch abgeschirmte Elektroleitungen und Steckdosen
- Natürliche Dämmstoffe bei Brandschutzklasse B (Schafwolle, im Nassverfahren hergestellte Holzfaserplatten mit ausschließlich holzeigenem Lignin als Kleber)
- Trittschalldämmung mit den o. g. Holzfaserplatten
- Außendämmung bei Brandschutzklasse A durch umweltfreundliche Mineralschaumplatten statt problematischer Mineralwolle
- Ökologisch hochwertige Mineralputze und -Farben
- Verzicht auf (giftigen Isocyanat-haltigen) PU-Schaum (insbesondere bei Fenstern und Türen)
- Einbau von dreifach verglasten Holzfenstern
- Dachentwässerung und Verblendung in Edelstahl statt Kupfer oder Zink
- Nutzung von Solarthermie für Wärmegewinnung
- Nutzung von Photovoltaik zur Stromgewinnung (Verpachtung aller geeigneten gemeindlichen Dächer und Installation einer eigenen Anlagebeim Schulverband)
- Massivholzküchen mit Granitarbeitsplatten aus einheimischer Produktio
- Weitgehender Verzicht auf Holzbehandlung in den Innenräumen
- Wenn Holz gestrichen wurde, dann nur mit ökologisch hochwertigem und offenporigem Naturöl-Siegel im Innenraum, im Außenbereich mit offenporiger Lasur auf Wasserbasis.
Auf Nachfrage von MGR Zierer beziffert der Vorsitzende anhand der Beispiele Erweiterung Kindergarten Rappelkiste und Sanierung Alte Volksschule den baubiologisch und bauökologisch bedingten Mehrkostenanteil an den jeweiligen Gesamtkosten der Baumaßnahmen mit ca. 2,34% bzw. ca. 2,99%.
Aus dem Gremium wurde dem UNV-Referenten und Vorsitzenden große Anerkennung für seine jahrelange fachliche, umfangreiche und sicher oft nicht einfache Begleitung der Baumaßnahmen gezollt. Es sei auch erfreulich dass im August 2008 der damalige Umweltminister Bernhard bei einer öffentlichen Veranstaltung in Niederleierndorf mehrfach darauf hingewiesen hat, dass Langquaid in Sachen kommunaler Ökologie und beim Gesundheitsschutz eine bayernweite Spitzenposition einnehme.
Vorsitzender Schmalz wies zum Schluss seines Vortrages daraufhin, dass ein solch erfolgreiches Wirken für den Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz nur durchführbar war und ist, weil zum einen der zuständige Fachreferent (hier der UNV-Referent) und der erste Bürgermeister hervorragend Partei übergreifend zusammenarbeiten, andererseits auch Partei übergreifend im MGR-Plenum die Bereitschaft da ist, diesen Kurs des ganzheitlichen Ansatzes für Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz mit zu gehen, auch wenn dieser nicht zum Nulltarif zu haben sei.