Pressemitteilung
ÖDP hat massivste Zweifel an angeblichen hohen Mehrkosten vom besseren Kautschuk gegenüber PVC
ÖDP-Fraktionssprecher Peter-Michael Schmalz deckt extrem hohe Diskrepanz zwischen tatsächlichen Kosten und der Kostenschätzung im Aufsichtsrat des Kreiskrankenhauses (Goldbergklinik Kelheim) auf.
Sehr geehrter Herr Landrat Dr. Faltermeier,
seit Erhalt der Sitzungsunterlagen für die Kreisausschusssitzung am 02.03.2015, mit Ihrem Beschlussvorschlag zur Freigabe von PVC-Böden in den Kreiskrankenhäusern, habe ich bis heute trotz vieler Anrufe und mehrerer e-mails weder über die Kreisverwaltung noch direkt von der Goldbergklinik die Berechnungsgrundlagen für die angeblichen Mehrkosten in Höhe von € 150.000 für Kautschuk- statt PVC-Böden im neu zu errichtenden B-Bau der Goldbergklinik erhalten.
Warum ist das gewünschte Zahlenmaterial so wichtig für die Kreisausschusssitzung?
Mit Gegenantrag vom 24.02.2015 habe ich Ihnen bereits ausführlichst incl. Belegdokumenten zahlreiche an sich schon ausreichende Argumente gegen die tonnenweise Verwendung von PVC-Böden im Zentrum für Gesundheit der Kreisstadt Kelheim gegeben.
Der Punkt, den ich noch nicht im Detail abhandeln konnte, ist die Überprüfung der Schätzungssumme für den angeblichen Kautschukmehraufwand in Höhe von € 150.000.
Wie der Kreisverwaltung bereits unmittelbar nach Erhalt der Sitzungsunterlagen zunächst mündlich und dann auch schriftlich mitgeteilt, weckte dieser genannte Schätz-Betrag sofort erheblich Zweifel bei mir ob seiner Richtigkeit.
Warum? Der Kreisausschuss hat in einer seiner letzten Sitzungen auf meinen Antrag hin beschlossen, dass die für den Neubau des Landratsamts Kelheim vom hiesigen Architekten Raith geschätzten Mehrkosten in Höhe von ca. € 80.000 (Gesamtbausumme € 18 Millionen) aus Gründen des Umwelt-, Gesundheits- und Brandschutzes akzeptiert werden und hochwertiger Kautschukboden (versehen mit dem Blauen Engel) entsprechend dem von mir am 07.03.2001 erwirkten Grundsatzbeschluss auf PVC-Verzicht im LRA eingebaut wird.
Die damalige Kostenschätzung vom Architekten Raith für das LRA basierte auf rund 5.000 Quadratmeter (qm) zu belegender Fläche (Auskunft LRA-Geschäftsleiter Johann Auer). Mich machte nun stutzig, dass für den neuen Ersatz-B-Bau, der von außen her deutlich kleiner als das neue LRA wirkt, fast doppelt so hohe Mehrkosten für Kautschuk statt PVC entstehen sollten. Deshalb wollte ich auf offiziellem Weg die genauen Berechnungsgrundlagen für die angeblichen € 150.000 Mehrkosten haben.
Gestern war ich auf Vorschlag von Willi Dürr, Mitglied im Aufsischtsrat der Goldbergklinik und SPD-Fraktionssprecher im Kreistag, in der Goldbergklinik, um mir als Mandatsträger gemeinsam mit dem Betriebsratvorsitzenden Hans Kleehaupt (ebenfalls Aufsichtsratmitglied) und der leitenden Reinigungskraft am Krankenhaus für die Kreisausschusssitzung ein eigenes Bild von der Sachlage vor Ort zu machen.
Bei dieser Gelegenheit trafen wir duch puren Zufall den Architekten für den Neubau des B-Baus. Auf Nachfrage erklärte er uns, dass die zu belegende Fläche, also die Berechnungsgrundlage für die € 150.000 Mehrkostenschätzung, 3.200 qm seien.
Dass Kautschuk statt PVC € 150.000 Mehrkosten verursache, basiere jedoch nicht auf seinen Berechnungen. Mehr Auskünfte dürfe er uns aber nicht geben. Wir sollten uns an die Geschäftsleitung der Goldbergklinik wenden.
Nun Herr Landrat, wird die Sache immer zweifelhafter. Eine einfacher Dreisatztest zeigt, dass die Kostenschätzung hinten und vorne nicht zusammenpasst.
Landratsamtneubau: 5.000 qm = geschätzte Mehrkosten von 80.000 (Gesamtbausumme 18 Millionen)
Krankenhausneubau: 3.200 qm = geschätzte Mehrkosten von 150.000 (Gesamtbausumme 19 Millionen)
Was ist mir bei diesem Mysterium spontan eingefallen?
Ich dachte an Shakespeare in Hamlet. Er lässt Marcellus sagen: " Something is rotten in the state of Denmark"! Das ist mein Empfinden hierzu.
Mit dem nun zufällig erfahrenen Wert von 3.200 qm führte ich eine umfangreiche Preisrecherche bei Handwerkern/Herstellern von PVC und hochwertigem Blauer-Engel-Kautschuk durch, um dem Kreisausschuss, da kein anderes Zahlenmaterial bis dato vorgelegt wurde, detailliertes Material rechtzeitig ein paar Tage vor der Sitzung zur Verfügung zu stellen.
Hinweis: Die Preise beziehen sich sowohl bei PVC als auch Kautschuk auf Rollenware ohne Verschnitt. Die Verlegung kann an den Wandrändern in Hohlkehlenform (wie bisher im Krankenhaus Kelheim praktiziert) oder mit vorgefertigten Passstücken durchgeführt werden. Der Arbeitsaufwand beim Einbau ist bei PVC und Kautschuk vergleichbar.
A) Mehrkostenschätzung Aufsichtsratbeschluss Goldbergklinik 19.01.2015:
Differenzkosten gesamt € 46,88 x 3.200 m² = 150.000 Euro
(unter der Annahme, dass die Auskunft
des Architekten vom 25.02.15 über 3.200 qm
Belagfläche richtig ist)
B) Eigenes Markterkundsergebnis 26.02.2015
1a) reine Belagskosten (nicht leitfähig):
PVC 2 mm kostet ca. 15,00 €/m²
Hochwertiger Kautschuk 2mm 22,15 €/m²
Differenzkosten pro pro m² 7,15 €/m²
Differenzkosten gesamt € 7,15 x 3.200 m² = 22.880 Euro
1b) reine Belagskosten (leitfähig), in praxi jedoch nur in OPs/Intensivstationen
PVC leitfähig 2 mm kostet ca. 26,45 €/m²
Hochwertiger Kautschuk 2 mm 32,50 €/m²
Differenzkosten pro pro m² 6,05 €/m²
Differenzkosten gesamt: € 6,05 x 3.200 m² = 19.360 Euro
C) Mögliche Auflösung des Rätsels der nicht nachvollziehbaren Schätzkosten
Auf einen Betrag von 150.000€ könnte man kommen, wenn man die Gesamtkosten (nicht die Preisdifferenz!) betrachtet, d. h. Belag + Verlegekosten + Untergrundvorbereitung.
2a) Bsp. gesamter Belagsaufbau 2mm Standard
Hochwertiger Kautschuk 2 mm 22,15 €/m²
ca. Verlegekosten 8,-- €/m²
ca. Untergrundvorbereitung 7,-- €/m²
ca. Gesamtkosten 37,15 €/m² x 3.200m² = 118.880 €/m²
2b) Bsp. gesamter Belagsaufbau 2mm leitfähig
Hochwertiger Kautschuk 2mm 32,50 €/m²
ca. Verlegekosten 10,00 €/m²
ca.. Untergrundvorbereitung 7,00 €/m²
ca. Gesamtkosten 49,50 €/m² x 3.200m² = 158.400 €/m²
D) Zusammenfassung
Die Ausführungen oben zeigen, dass nach allen vorliegenden Daten, die geschätzten Mehrkosten in Höhe von € 150.000 in keinster Weise nachvollziehbar sind. Möglichweise wurde die Werte für Mehrkosten und Gesamtkosten vertauscht. Die tatsächlichen Mehrkosten im reinen Anschaffungsbereich liegen nach den mir zur Verfügung stehenden Informationen bei angenommenen 3.200 qm Belegungsfläche zwischen ca. 19.000 und ca. 23.000 Euro.
Beachte: Selbst wenn die Mehrkosten die € 150.000 betragen würden, so würde, wie im meinem Gegenantrag vom 24.02.2015 dargelegt, dieser rein finanzielle Mehraufwand über die nächsten 15 Jahre durch die Unterhaltsersparnis von Kautschuk gegenüber PVC hereingeholt. Ganz zu schweigen von den vielfachen sonstigen Vorteilen von Kautschuk gegenüber PVC in den Bereichen Umwelt, Gesundheit und Brandschutz.
Mit freundlichen Grüßen
Peter-Michael Schmalz
ÖDP-Fraktionssprecher
Referent und Ausschussvorsitzender des Marktes Langquaid
für Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz